Samstag, 28. März 2020

64. Buenos Aires erreicht

Wie schnell sich doch alles ändern kann.
Vom Gefühl totaler Freiheit  -  zu dem Gefühl eingesperrt zu sein.
Vom Gefühl alle Zeit der Welt zu haben   -  zu dem Gefühl gehetzt zu sein und zum nächsten Ziel zu müssen.

Wie sehr sich die Menschen verändern wenn sie Angst haben.
Von nett und gastfreundlich   -    zu ängstlich, unfreundlich und fremdenfeindlich.
Der exotische Overlander  -  wird zum virusbringenden Ausländer.

Aber es gibt auch die andere Seite.
Menschen die immer für uns da sind, wie unsere Familie und Freunde.
Menschen die so ein großes Herz haben dass es einen sehr demütig macht.
Menschen die uns ohne zu zögern Schutz in ihrem Heim gaben. Und noch viel mehr.
Menschen die bis an die Grenzen ihrer Kräfte gehen um uns zu helfen.
Menschen die uns noch freundlich empfangen und anlächeln.
Und nicht zuletzt die österreichische Botschaft mit ihren Mitarbeitern die ohne Pause daran arbeitet uns Gestrandeten zu helfen.

Auch den Zusammenhalt der "Overlanderfamilie" kann man in dieser Zeit beobachten. Man weiß schließlich wie es dem anderen gerade geht.

So, was ist eigentlich der derzeitige Stand der Dinge?
Also, gestern haben wir nach zwei echt verrückten Tagen Buenos Aires erreicht. Derzeit sind wir mitten in der Stadt im Hotel Presidente untergebracht. Das Hotel ist eines der wenigen das noch geöffnet haben darf, aber nur für Touristen. Geführt wird es derzeit wie ein Krankenhausbetrieb. Handschuhe und Mundschutz, Absperrungen um den nötigen Abstand zueinander einzuhalten, Corona-Fragebogen ausfüllen etc., Passkontrolle wegen Einreisestempel, Quarantäne usw.
Es gibt einen eigenen Bereich mit Mitarbeitern des Ministeriums und der Gesundheitsbehörde, vor dem Hotel stehen zahlreiche Polizeiautos, alles und alle werden kontrolliert. Wir sind wenige Personen in einem Stockwerk, und gehören zu den Nicht-Quarantäne Gästen. Denn scheinbar gibt es auch Quarantänestockwerke. Wir haben noch ein wenig Bewegungsfreiheit im Gegensatz zu den anderen...
Fühlt sich alles sehr komisch an.

Vor zwei Tagen haben wir unseren behüteten Platz in Cordoba verlassen, gemeinsam mit zwei schweizer Freunden. Als diese abends bei uns in Cordoba ankamen hat es gerade mal 5 Minuten gedauert bis die erste Polizei kam um nachzufragen. Dann 10 Minuten später die zweite Polizei, eine Nachbarin hätte angerufen und die Ausländer gemeldet. Bei den beiden ersten Kontrollen konnte unser Gastgeber noch abwehren und beschwichtigen. Um Mitternacht dann die dritte Kontrolle, diesmal kamen sie ins Haus um uns zu überprüfen. Da wir aber Dank unserer Botschaft alle Papiere hatten und vorweisen konnten dass wir schon in Quarantäne waren gab es zum Glück keine Probleme mehr.
Mit wenig Schlaf und Bauchweh machten wir uns am nächsten Tag auf, mit dem Ziel nach Zarate zum Hafen zu gelangen. Bauchweh deshalb, weil wir wussten es würde nicht einfach werden. Die Bevölkerung ist aufgerufen Ausländer, speziell aus Europa zu melden, die Polizei führt zahlreiche Kontrollen durch, der Verkehr wird immer wieder gesperrt... und niemand, auch die Tankstellen nicht, wollen dass man bei ihnen übernachtet. Campingplätze und Hotels sind sowieso geschlossen.
Das mit der Autoverschiffung haben wir aus mehreren Gründen nicht geschafft, die Nacht haben wir doch noch bei einer Tankstelle verbringen können. Der am Vortag noch nette und lockere Polizist war in der Früh als er uns um 6.00 rausgetrommelt hat und meinte wir müssen jetzt fahren...auch nicht mehr ganz entspannt. Irgendwie haben wir es geschafft dann doch noch das Auto in einem Storage unterzubringen und mit einem Taxi, zu viert mit den Schweizern und mit all dem Gepäck, in das Hotel zu kommen. Hätte uns der Besitzer des Storage nicht so geholfen ein Taxi zu besorgen, wir hätten wahrscheinlich keines bekommen. Denn in er Zwischenzeit wurden zahlreiche Straßen gesperrt, viele Taxis hingen in den Sperren fest, und kaum ein Taxifahrer will mehr Ausländer transportieren. Einmal mehr waren wir froh dass es doch noch hilfsbereite Menschen gab.

Es gäb noch viel zu berichten was sich derzeit hier so abspielt. Und wir wissen von vielen anderen Reisenden die wir unterwegs getroffen haben dass sie große Probleme haben. Noch viele haben es nicht nach Buenos Aires geschafft, bzw. noch keine Unterkunft oder Lösung fürs Auto.
Wir sind vorerst froh im Hotel angekommen und versorgt zu sein. Jetzt heißt es warten auf den Flug nach Österreich.

Glücklicherweise sind unsere lieben beiden Schweizerlein gleich im Nachbarzimmer, so vertreiben wir uns die Zeit gemeinsam mit Plauderei. Mit Online-Videos hab ich heut schon Yoga gemacht, brav im Zimmer, jetzt kommen dann noch ein paar Spanischübungen dran. Und am Gang auf unserem Stockwerk war ich heute schon joggen. Dank der Überwachungskamera am Gang hatten sie bei der Rezeption hoffentlich was zum Lachen. Ansonsten versuchen wir die Wartezeit so gut als möglich mit schönen und positiven Dingen zu füllen. Denn Stress hatten wir genug, jetzt heißt es vorwärts schauen und vor allem, gesund bleiben!!


Was mir in dieser besonderen Situation einmal mehr bewusst geworden ist, war die Tatsache wie sehr die Angst Menschen beeinflussen und verändern kann. Wie leicht sie den Menschen klein und lenkbar macht. Deshalb hier noch ein paar Zitate zu dem Thema.

Solange du nur daran denkst, was dir zustoßen könnte, erreichst du nie dein Ziel. 
(Hans Bemmann-Stein und Flöte)

Erst wenn wir nicht mehr ängstlich sind, beginnen wir zu leben.
(Dorothy Thompson)

Alte Leute sind gefährlich. Sei haben keine Angst vor der Zukunft.
(George Bernard Shaw)

Es ist okay, Angst zu haben.
Aber geh da raus, öffne dich,
liebe, hasse, mache Fehler, lerne 
und werde mit jedem Schritt,
den du machst stärker.

Politik machen:
Den Leuten so viel Angst einjagen,
dass ihnen jede Lösung recht ist.
(Wolfram Weidner)

Die Menschen haben mehr Angst 
vor dem Unbekannten als vor dem Gefährlichen.
Darum mißtrauen sie Ausländern
und setzen sich betrunken ans Steuer.
(Peter Hohl

Die Furcht lässt das Gefürchtete
Wirklichkeit werden.
(Ingrid Bergmann)

Wunder beginnen immer dann

wenn wir unseren Träumen 

mehr Kraft geben 

als unseren Ängsten.


💕

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