Samstag, 30. November 2019

34. Träumen wir? - Darwin's magische Bootstour

Die Bootstour. Wie erklär ich das.
Mal die Fakten. Ein kleines Zodiac Boot. Ca. 20 Personen inkl. den großartigen Guides Roxana und Javier von Darwin Expeditions. Ziel ist die Isla Pingüino mit den einzigartigen, grimmig aussehenden, hüpfenden Felsenpinguinen. Etwa 40 Minuten Fahrt, kühl, windig, Wellen.
Wir haben so viel mehr bekommen.

Das Wetter war perfekt. Wenig Wind, ruhiges Meer, gute Sicht, Sonne, nicht zu kalt.
Gleich nach ein paar Minuten der erste Halt, weil wir zwei Delphine entdeckt hatten die kurz hinter dem Boot herschwammen. Dann noch ein zweiter Stop unterwegs. An den erstaunten Gesichtern unserer Guides erkannten wir dass es nichts Alltägliches war. Vor uns im Wasser war ein Seeleopard mit einem toten Pinguin im Maul. Diese Tiere sind in der Antarktis zu Hause und kommen normalerweise nicht bis in diese Gegend. Aber da war er, eindeutig. Diese Tiere sind die zweiten in der Nahrungskette dieser Meere, gleich hinter dem Orca. Ein richtiges Raubtier. Seht selbst:


Dieses Bild ist einem unserer schweizer Begleiter auf der Tour gelungen. Der "Daumen Hoch" ist aber leider die Flosse des Pinguins.... sieht trotzdem lustig aus!!

Dann ging es noch kurz weiter zu einer Insel mit Seelöwen und danach auf die Pinguininsel. Dort gibt es die uns schon bekannten Magellanpinguine, und, juhu, hier sind die Küken schon geschlüpft. Babypinguine! Auf der anderen Seite der Insel eine riesige Kolonie der tollen Felsenpinguine.



Die Insel selber leuchtet in wunderschönen Farben, und unheimlich toll schaut auch der alte Leuchtturm aus.

Dann haben wir sie entdeckt. Wir waren begeistert von ihrem Gesichtsausdruck, den Farben der Haare und der Augen und davon wie sie hüpfen. Mit viel Respekt und ganz vorsichtig hat Roxana uns durch die Pinguinkolonie geführt und uns viel erklärt. Und uns dann einfach nur viel Zeit und Ruhe gelassen um diese besonderen Tiere zu beobachten. Aus nächster Nähe.





Auf der Insel leben auch zahlreiche Vögel. Kommt man ihren Nestern zu nahe, fliegen sie ganz nahe über die Menschen drüber und attakieren. Spannende Momente. Groß machen, Hände rauf, Kopf schützen, dann passiert nichts. Meistens.

Danach gab es noch eine gemeinsame Jause am Strand nahe den Seelöwen und Pinguinen. Und dann hieß es ab ins Boot und Rückfahrt.
Wir waren nicht lange unterwegs, da kamen die ersten Delfine. Die Commersondelfine sind die kleinste Delfinart und haben eine tolle schwarz-weisse Farbe. Und sie lieben es in den Wellen der Boote zu schwimmen.

Dort Delfine zu sehen ist nichts Seltenes. An diesem Tag wurden es aber immer mehr. Egal in welche Richtung man sah, überall im Meer waren Delfine zu sehen die auf das Boot zuschwammen. Javier hat mehrere Kreise mit dem Boot gedreht und die Delfine sind uns immer gefolgt. Am Ande waren es um die 100 Delfine.
Mir fehlen ganz einfach die Worte um dieses Erlebnis zu beschreiben. Allen die auf dem Boot waren ging es so. Javier macht die Touren jetzt 30 Jahre, aber so viele Delfine auf einmal hat er noch nie gesehen. Er hat gelacht und sich gefeut wie ein kleiner Junge. Wir konnten auch nur mehr strahlen und waren sprachlos. Aber in dem Moment wo ich das schreibe merke ich schon, es ist mal wieder unmöglich diese Emotionen, das Gefühl, das Magische dieses Moments zu beschreiben.
Also lasse ich es lieber und versuch es mal wieder mit Bildern und Musik. Raimund hat übrigens 3x einen Delfin berührt. Er hat gesagt er wäscht sich nie wieder seine Hand..... 
Ich versteh's und freu mich dass wir alle auf diesem Boot den Moment teilen, erleben und genießen durften. Das Leben ist so schön und hat so viele Überaschungen.
Und ich hab mich endgültig verliebt in Patagonien, in Puerto Deseado, und in die Menschen und Tiere hier.







Mittwoch, 27. November 2019

33. Puerto Deseado - hier bleiben wir!

Ich dachte schon einige Male schön langsam reicht es mir mit Meer und Stränden, gesättigt.
Wir haben überlegt ob wir Puerto Deseado überhaupt anfahren sollen.
Was für ein Glück und was für eine gute Entscheidung dass wir es getan haben!
Wir sind seit ca. einer Woche hier und genießen jeden Tag, es wird nicht langweilig, und vor allem:
Ich kann mich nicht sattsehen an diesen Farben. Meer, Rio Deseado, die Erde, die Steine, die Canyons, alles!!!
Dazu kommt noch dass wir hier sehr viele liebe und herzliche Menschen getroffen und kennengelernt haben. Unsere Guides von Darwin Expeditions, 2x2 nette Pärchen aus der Schweiz, und die Belgier und Franzosen haben wir auch wieder hier getroffen.
Puerto Deseado ist eine gemütliche überschaubare kleine Stadt und hat alles was man braucht. Ein gutes Eisgeschäft! Eine Bäckerei mit leckeren Naschereien. Nette Lokale, eine schöne Strandpromenade. Einen Campingplatz mit warmen Duschen! Eine lustige kleine Rennstrecke! Vorgelagerte Inseln mit fantastischer Tierwelt. Coole Radwege...
Merkt man dass es uns hier gefällt?
Ein paar Bilder damit ihr euch was vorstellen könnt:






Wir haben abwechselnd mal am Camping, am Parkplatz von Darwin Tours oder frei in den Canyons geschlafen. Je nachdem ob wir eine Dusche, Strom oder Internet brauchten.

Campingplatz
Darwin Tours Häuschen
Canyon mit den Schweizern gemeinsam
Wir waren öfters mit dem Rad unterwegs, mal südlich, mal nördlich der Stadt. Bei Sonnenschein, bei Regen, bei Wind ... und am Sonntag sind wir zufällig zur Rennstrecke gekommen wo gerade Autorennen stattfanden. Lustige Autos, tolle Stimmung, freier Eintritt auch ins Fahrerlager.

happy Biker
echt jetzt, so steil und rutschig!
nicht nur ich hab geschoben...
coole Autos
und witzige



...und es ist kaum zu glauben, daheim würd mi ja keiner aufs Rad bringen, wenns kalt is und regnet und du weißt du hast wahrscheinlich den ärgsten Gegenwind beim Rückweg. Ned, wenn i ned muss. Aber bei der Landschafft vergess i des alles! Und i glaub i hab mi irgendwie schon an den Wind gewöhnt. Obwohl er manchmal echt heftig ist. Da haben wir jetzt mal einen Vorteil zu den Campern mit den größeren Autos, weil die schüttelt's noch mehr durch beim Fahren und beim Schlafen!

das Verkehrsschild sagt alles!
einsam dem Wind ausgesetzt
warum wachsen die so schief?



Unsere Spanischkenntnisse werden auch nicht besser, weil wir treffen so viele Schweizer, oder Franzosen....und noch nicht mal die Speisekarten können wir übersetzen. Gut dass es Google Translater gibt, der übersetzt ALLES richtig und hilfreich.



Wir haben dann doch etwas anderes bestellt.....

Mit Abstand das Schönste hier sind Landschaft und Tiere. 




Das beste Erlebnis war die Bootstour mit Darwin Expeditions. Abgesehen von den besten Guides hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter und den Tiersichtungen. Das hat sich eine eigene Blogseite verdient!





Sonntag, 24. November 2019

32. Kontraste und Überaschungen

Auf der RP 3 bis Rada Tilly und Caleta Olivia - Schönheit, Öl, Müll und Seelöwen

weiter ging es durch tolle Landschaften Richtung Bahia Bustamente. Dort ist ein privates Reservat das wunderschön sein soll, aber derzeit leider geschlossen. Aber auch die Strände und Landschaft davor und danach sind mehr als sehenswert! Nein, sehenswert ist falsch. Wunderschön, fantastisch, berührend, wärmend, herzöffnend. Ja, das ist besser!

 

Oase im Nirgendwo





Zurück auf die Asphaltstrasse, weiter geht es nach Comodoro Rivadavia. Die Stadt ist umgeben von trockenen Hügeln voller Bohrtürme. Als man 1907 nach Trinkwasser bohrte, stieß man stattdessen auf Erdöl. Heute ist die Stadt das Machtzentrum der Erdölindustrie. Überall sieht man Industrie, große Tanks, Windenergieanlagen. Eine moderne wohlhabende Stadt. Aber eben eine Industriestadt, etwas laut, stressig... deshalb beschlossen wir ins kleine Rada Tilly weiterzufahren. Noch schnell tanken und Lebensmittel auffüllen. Lustigerweise hat uns der Tankwart gleich Deutsch mit uns gesprochen, ein junger Bursche, der die Sprache lernen will um dann nach Österreich oder Deutschland zu reisen. Hätten wir bloß auch so viel Motivation mit´m Spanischlernen....



Beim Einkaufen dann der Schock! Jetzt sag ich echt am selben Morgen noch zum Raimund dass i froh bin den Weihnachtsrummel daheim in den Geschäften ned zu haben. Und dass sicher scho überall die Nikoläuse herumstehen, Weihnachtslieder usw. Und dann gehn wir ins Geschäft und dann DAS!

Waaaahhhh!
Ja und dann der nächste Schock. Noch nicht mal raus aus der Stadt, schon lag überall der Müll. Beim Radfahren hat Raimund dann auch noch alte Autos, Kühlschränke, Elektrogeräte etc. gesehen.


gesperrte Strasse vor Rada Tilly
Campingplatz Rada Tilly
In Rada Tilly sind wir dann eine zweite Nacht geblieben weil der Wind so stark war und wir nicht weiterfahren wollten. Dafür haben wir (wie in Blog Nr. 27 berichtet) Wäsche gewaschen. Am Camping haben wir wieder Reisende getroffen die wir von vorherigen Orten schon kannten. Ein französchisches und ein belgisches Pärchen. Irgendwo trifft man sich immer wieder auf der Strecke Richtung Süden. 
Weiter ging es über Caleta Olivia, Ziel war Puerto Deseado (da sind wir auch gerade). Eigentlich eine wunderschöne Küstenstrasse, auch wenn der Straßenzustand nicht der allerbeste ist. Aber die Blicke aufs Meer sind toll! Nur: Caleta Olivia - wieder Müll, Müll, Müll.......


...leider...
Sehen wir richtig?! Was liegt da am Strand direkt neben der Straße? Ich hätte sie übersehen, aber Raimund zum Glück nicht. Seelöwen!! Nicht abgesperrt, kein Ranger, nichts überwacht. Leider viel Müll überall. Auch Fischer und Spaziergänger mit Hunden, was problematisch ist wegen Krankheitsübertragung. Deshalb sind in den offiziellen Parks keine Hunde erlaubt. Aber auch das gehört zu Argentinien. Und wir genießen die Zeit und die Nähe mit und zu den Tieren.






Beeindruckende Tiere! 
Schön langsam wird uns immer mehr bewusst warum die Leute so von Patagonien schwärmen. Aber es ist wie immer schwer das jemandem zu vermitteln der es nicht selber erlebt und gesehen hat. Vor allem "gefühlt". Wie fühlt sich Weite an. Wie wilde, freie Natur. Wie hören sich die stürmischen Nächte an. Wie leuchtet der Sternenhimmel hier. Trotz Wind und manchmal Kälte und anstrengenden langen Pisten schleicht sich dieses Patagonien Stück für Stück in mein Herz. Ich konnte mir nicht vorstellen dass ich mich für einen Ort so sehr begeistern kann wie für mein geliebtes Afrika. Ich glaube schön langsam werde ich eines besseren belehrt....