Freitag, 21. Februar 2020

51. Chillen auf Chiloe

 ...ab geht's auf die Insel Chiloe

Das erste Mal seit langem müssen wir früh aufstehen. Der Wecker läutet um 6.00 Uhr. Schnelles Frühstück, Kaffee, alles zusammenpacken und ab zum Hafen, um 7.00 Uhr müssen wir dort sein, um 8.00 Uhr geht die Fähre. Alles geht schnell und wir können gleich auf die Fähre fahren. Das Wetter ist neblig und kühl. Unsere Schweizerlein sind auch mit dabei, gleich hinter uns. Meine Ansage vom letzten Tag war: entweder schönes Wetter und die Inseln rundherum sehen - oder - schlechtes Wetter und dafür Delfine sehen.
Noch bevor wir ablegen schwimmen Delfine neben der Fähre!
Dafür wird das Wetter immer schlimmer, die Abfahrt verzögert sich und der Wind nimmt auch immer mehr zu.

Ich freue mich dass ich nicht seekrank bin, denn das schaukelt heute ganz ordentlich! An Deck ist es schwer zu gehen oder auch nur zu stehen. Und drinnen ist es schön kuschelig und es werden Filme gezeigt. Nur bloß nicht aus dem Fenster schauen, da wird dir schwindlig wenn das Meer ständig am Fenster hochkommt und wieder verschwindet. Die Überfahrt dauert normal etwa 4 Stunden, wir brauchen heute gut 5. Trotz dem miesen Wetter bin ich begeistert als ich die Küste der Insel sehe. Wir fahren über einen Kanal rein, alles ist hügelig und grün, die Insel gefällt mir schon jetzt. In Quellon legen wir im Hafen an. Wir fahren zuerst in die Stadt einkaufen, gehen essen in einem netten Lokal, dann bekommen wir auch schon Nachricht von den Schweizern dass sie einen netten Campingplatz gefunden haben. Gleich auch dorthin und - stimmt, was für eine tolle Aussicht auf die Stadt und das Wetter wird auch schön!
Sicht auf Quellon
Chiloe ist eine tolle Insel. Fast kommt man sich vor als wäre man schon wieder in ein anderes Land eingetaucht. Die Landschaft erinnert uns an das hügelige Oberösterreich, aber manchmal auch an Irlands grüne Küste oder an die Toskana wegen der Bäume. Nur die Häuser sind viel bunter und fantasievoller.


Herausragend sind die Palafitos, die Stelzenhäuser, die ganz ans Ufer, teils ins Wasser auf Holzstehern gebaut wurden, um mit den Booten direkt am Haus anzulegen. Die andere Besonderheit der Insel sind die Holzkirchen, die zum Unesco - Kulturerbe gehören. Innen wie aussen sind sie sehr eindrucksvoll.
Palafitos bzw. Stelzenhäuser
Castro



Eine Woche lang erkunden wir die verschiedensten kleinen Orte, sehen uns die Hauptstadt Castro an, verbringen Zeit an den schönen Küsten. Entdecken in Castro ein Kaffee mit herrlichem Cappuccino, in Ancud ein nettes Lokal mit echt gutem Essen, Campingplätze mit traumhaftem Blick aufs Meer.



Der Aufenthalt auf der Insel ist sehr entspannt und gemütlich, vielleicht auch weil uns die Gegend so an zu Hause erinnert. Und weil das Wetter mal wieder auf unserer Seite ist. Die Insel auf der es fast ständig regnen soll, deshalb ist sie so grün, verwöhnt uns mit warmem, sonnigem Wetter.
Wir verlängern nochmal unseren Campingplatz um eine Nacht, können uns noch nicht trennen.
Ein Platz auf der Klippe über dem Meer, mit Traumblick auf Inseln und Vulkane, Sonnenuntergang, und dann der Vollmond über dem Meer. Wer will denn da weg?
Sonnenuntergang mit Kuh
am Horizont die Vulkane Osorno und Calbuco
Aber dann packen wir es doch und ziehen weiter, setzen mit der Fähre wieder über aufs Festland. Diesmal nur 20 Minuten Fahrt, viel zu kurz um das Panorama mit den schneebedeckten Bergen zu genießen.


Das nächste Ziel ist  -  wieder ein Vulkan, der Osorno.

Freitag, 7. Februar 2020

50. Vulkan Chaiten

Chaiten - Parque Pumallin

Chile ist ein sehr bewegtes Land. Das trifft sowohl auf die Einwohner als auch auf die Natur zu.
Von den Unruhen der letzten Monate sieht man noch die Spuren an den Häusern. Oft sind Einkaufszentren oder Banken auf den ersten Blick gar nicht als solche erkennbar. Manchmal läuft man am Eingang vorbei weil man glaubt hier sei eine abgesperrte Baustelle. Gitter und Holzbalken sind an den Fenstern angebracht um vor Plünderungen zu schützen. Derzeit ist es aber zum Glück wieder ruhiger geworden.
Unruhig und ständig in Bewegung und Veränderung befindet sich auch Chiles Natur. Einen guten ersten Eindruck davon bekamen wir auf der Straße Richtung Chaiten zu sehen. Dort war ein Gletscherdamm gebrochen und mit riesigen Wassermassen und Geröll ins Tal gedonnert.Wo die Schneise durchging blieb nichts stehen.


Wir waren am Weg nach Chaiten, einer kleinen Stadt sehr nahe am gleichnamigen Vulkan. 2008 gab es dort einen gewaltigen Ausbruch, die Aschesäule war 20 km hoch und die Asche flog bis nach Buenos Aires. Chaitens Bewohner konnten gerade noch rechtzeitig evakuiert werden, es gab glücklicherweise keine Menschenopfer. Bei dem Ausbruch damals wurden ca. 90 % der Häuser der Stadt zerstört. Eigentlich wollte die Regierung den Ort nicht wieder aufbauen, doch viele Bewohner wollten zurück und bauten das „neue“ Chaiten 10 km weiter nördlich erneut auf.
Der Wetterbericht war günstig, Sonnenschein sagte die Vorhersage. Was macht man an einem sonnigen Tag? Eh klar, wir wandern auf den Vulkan!
Schon vom Parkplatz konnten wir die ersten Rauchfahnen am Gipfel erkennen, denn der Wetterfrosch hatte recht, es wurde ein strahlender Tag.

Der Weg hinauf zum Kraterrand war nicht unanstrengend, wir kamen ganz schön ins Schnaufen (na gut, hauptsächlich ich). Immer wieder gab es tolle Aussichtspunkte ins Tal mit Blick bis zum Meer. Bunte Farne und der riesige chilenische Rhabarber (Nalca) wuchern entlang des Weges.





Und plötzlich steht man dann oben und sieht in den „Ring“ rund um den Krater. Gesteinsbrocken, Asche und teils dampfendes Wasser, braun, blau und grün schimmernd. Oben der Kegel und rauchende Spalten, umgeben von kahlen Bäumen und der Schneise die der Vulkan beim Ausbruch hinterlassen hatte. Egal in welche Richtung wir schauten, 360 Grad, alles war schön und imposant.









Wir schnauften, der Vulkan auch. Zum Glück schlummert er derzeit wieder friedlich vor sich hin, aber immer unter genauer Beobachtung der Geologen. Mit einem erneuten Ausbruch muss man leider jederzeit wieder rechnen.

Auch jetzt wo ich das schreibe (auf der Picknickdecke - in der Sonne - in der Wiese - auf unserem Camping - auf einer Klippe - am Meer - in Ancud - auf Chiloe wo wir grad sind….) schaue ich über das Meer auf mindestens drei Vulkane. Zumindest kann ich drei mit freiem Auge erkennen. Das müssten dann der Osorno, der Calbuco und….noch einer sein. Das werden wir uns dann noch genauer anschauen wenn wir wieder am Festland drüben sind.

Aber nochmal zurück nach Chaiten, bzw. zum Parque Pumalin, dem größten privaten Park in Chile der zum Schutz der Wälder von Doug Tompkins ins Leben gerufen wurde. Er umfasst weitläufige gemäßigte Regenwälder, klare Flüsse, Küstenlandschaften und landwirtschaftliche Nutzflächen. Im Süden und im Norden des Parks gibt es zwei große Campingplätze. In beiden waren wir jeweils eine Nacht und konnten uns so die gewaltigen Bäume und Pflanzen genau anschauen. Und endlich zeigte sich das Wetter mal nicht von seiner Schokoladenseite! Regen, Nässe, Kälte! War uns aber egel, denn das erzeugte so richtige „Regenwaldstimmung“ und wir konnten unsere Regenponchos mal testen. Test bestanden, sind dicht.




Das ist der Riesenrhabarber oder Nalca. Eigentlich ein praktischer Regenschirm, hat aber böse Stacheln!!

der Darwin Frosch - haben ihn nicht gesehen...



Besonders zu erwähnen sind mal wieder die Waschhäuser. Natürlich darf man sich nicht beschweren, denn sowohl Parkeintritt als auch Camping sind wieder gratis gewesen, wow! Toiletten und Duschen waren auch sauber. Aber! Aber! ????? Das Wasser in der Dusche war so kalt! Nicht mal der Fluss oder Gletschersee waren so kalt. Die müssen sich dort einen Spaß machen und das Wasser noch extra runterkühlen oder so. Eisdusche! Wär mir nicht die Luft weggeblieben hätte ich geschrien. Wirklich!

Die liebe Tierwelt sorgt auch immer wieder für Unterhaltung. An die vielen Hunde gewöhnt man sich mit der Zeit ein wenig. Jeder Chilene hat einen Hund. Oder mehrere. Die Straßenhunde kommen auch noch dazu. Tägliches Bellen zu jeder Tages- und Nacht!!-Zeit selbstverständlich. Dieser Kerl wollte einfach nicht unter unserem Tisch raus. Sein Pech, irgendwo müssen meine Füße ja hin. Dafür durfte er natürlich ein bisserl was von unserem Essen haben…
Und das sind die richtig lästigen unangenehmen Gesellen die uns seit der Carretera begleiten. Man kann sie mit unseren Bremsen vergleichen. Nur um einiges größer. Und ziemlich schmerzhaft wenn sie beissen. Das tun sie, sogar durch dünnen Stoff oder Socken durch. Lustig war als wir bei der Wanderung zum Vulkan einen Chilenen mit Tennisschläger im Rucksack gesehen haben. Jetzt ratet mal wozu er den dabei hatte?! Die beste „Waffe“ gegen diese Viecher meinte er! Keine schlechte Idee.
Den letzten Abend in Chaiten verbrachten wir an einem wunderschönen Strand nahe an der Fährstelle. Denn am Samstag um 8.00 Uhr ging unsere Fähre auf die Insel Chiloe!


Es ist jetzt 21.14 Uhr, das Internet ist schnell, aber hier im Freien wird es jetzt zu kalt. Es ist fast Vollmond und eine klare Nacht. Der Mond steht gerade am Himmel, darunter sind das Meer...und ein Vulkan. Wie schön.