Freitag, 24. Januar 2020

48. Chile - Lago General Carrera

Nur wenige Kilometer nach Los Antiguos am Lago Buenos Aires ist die Grenze zu Chile. Die Ausreise an der argentinischen Grenze war wie immer schnell und einfach erledigt.
Danach fährt man noch ein Stückchen weiter und kommt an das Zollgebäude der Chilenen und sieht und bemerkt gleich: hier weht ein anderere Wind! Schon das Gebäude ist mächtiger und alles läuft geordneter und strenger ab. Dafür sprechen die Chilenen großteils englisch. Tatsächlich ist in Chile alles etwas europäischer, geregelter, ordentlicher, fortschrittlicher und sauberer als in Argentinien. Aber die Menschen in Chile wirken auch etwas distanzierter, unnahbarer und härter als die Argentinier. Aber nur auf den ersten Blick, denn bisher waren auch hier alle sehr nett und freundlich zu uns.
Nach der Einreise kommt man zuerst nach Chile Chico, einem kleinen netten Ort am Lago General Carrera. Noch immer derselbe See wie in Los Antiguos, einer der größten in ganz Südamerika mit einer Gesamtfläche von rund 1850 km2. Nur hat er in Argentinien einen anderen Namen als in Chile.
Argentinien - Lago Buenos Aires
Chile - Lago General Carrera


In Chile Chico war dann wieder einkaufen angesagt, da man viele Dinge nicht über die Grenze mitnehmen darf. Bisher hat niemand so genau nachgesehen bei den Kontrollen, diesmal schon, deshalb mussten wir noch ein wenig Käse und Wurst abgeben.
Die Nacht verbrachten wir im Ort neben dem Stadtplatz und - das war echt toll - genau in einer Allee aus Marillenbäumen! Wir brauchten nur das Fenster zu öffnen und die Hände ausstrecken und ernten! Mmmmmh!!
Vor der Stadt gibt es einen tollen Aussichtspunkt, den „Plaza del Viento“ mit wunderbarem Stadtblick, du musst dich nur festhalten, sonst weht es dich runter, so höllisch bläst dort der Wind! Immer wieder mal kann man Motorradfahrer beobachten die zu zweit ihr Gefährt am Boden hinlegen, zur Sicherheit bevor es der Wind einfach umwirft. Ich möchte nicht wissen wie das Fahren da manchmal ist. Und auch die armen Radfahrer! Andererseits zwingt sie ja keiner dazu…


Die Strecke führte jetzt in ständigem auf und ab und vielen Kurven den See entlang. Die Farben des Lago sind wunderschön, durch die Gletschersedimente schimmert er in den verschiedensten Blautönen (bei keinem der Bilder ist die Farbe des See's verändert oder nachbearbeitet!). Jede Kurve gibt noch schönere Blicke auf den See frei. Weit sind wir nie gekommen weil wir ständig stehenbleiben und schauen mussten. Auch die Straße selber ist anspruchvoll, Schotterpiste, kurvig, Abhänge, Baustellen.
















Es gibt Campingplätze, aber auch einige freie Plätze zum Campen um den See, oft leider nahe der Straße, aber mit etwas Glück ergattert man einen ruhigen versteckten Platz, vielleicht sogar windgeschützt! Der beste war leider schon besetzt, den hatten nämlich Barbara und Ernst schon gefunden. Der Platz war aber so groß und unser Auto so klein, dass wir da leicht auch noch hingepasst haben! Schön geschützt im Grünen, tolle Kletterfelsen mit Aussicht, sogar Seeblick! Und schon wieder nette Nachbarn!


Weiterfahrt am nächsten Tag, das Wetter wurde immer besser und wärmer, die Blicke auf See und Berge nicht schlechter sondern nur noch interessanter und vielfältiger.
Im kleinen gemütlichen Ort Puerto Guadal sind wir dann gestrandet. Er liegt wunderbar geschützt engebettet in einer relativ windstillen Bucht, hat hübsche Häuser, kleine Geschäfte und nette Lokale. Ganz vorne am See mit Steg haben wir einen tollen Platz für die Nacht gefunden. Ganz mutige unter uns sind sogar noch kurz in den eiskalten See gesprungen....statt duschen! Brrrr!










Hier waren wir nun, kurz vor der Abzweigung zu einer legendären Straße, der Carretera Austral. Von dieser berichten wir im nächsten Blog. Bis bald!

47. Auf zum Kirschenfest!

Im Reiseführer habe ich gelesen: Fiesta de las Cervezas. (Bierfest)
Ich hab mich aber VERLESEN, da stand nämlich: Fiesta de las Cerezas.

Des einen Pech 😡, des andern Freud 😋… die Rede war vom Kirschenfest.
Cerezas sind Kirschen und davon gibt es in Los Antiguos eine Menge! Deshalb gibt es auch alle Jahre das Kirschenfest am zweiten Wochenende im Jänner. Eigentlich wollten wir ja schon Feitags dort sein, aber weil es auf der Estancia so schön kuschelig war sind wir erst sonntags angekommen. Was soll ich sagen? Wenn man es nicht gesehen hat…hat man glaub ich auch nichts versäumt. Die Straßen sind voll mit Kramschständen die mit Kirschen nichts zu tun haben, nur abends gibt es Livemusik und Rodeo, das haben wir aber nicht abgewartet. Das Wetter war viel zu schön, wir fuhren lieber zum Strand.



stacheliger "Christbaum?"
nur Kramsch...



 Alternativprogramm:


Kirschen kauft man an der Straße oder direkt bei den Chakras, den Obstgärten selber. Die waren wirklich gut! Blöd nur dass gleich nach Los Antiguos die Grenze zu Chile ist das die Einfuhr von Obst nicht erlaubt und dort auch streng kontrolliert. So konnten wir leider nichts auf Vorrat mitnehmen.
Vorm Ort gab es eine Estancia mit Campingplatz am See. An den See wollten wir unbedingt nochmal, denn schon seit dem Ort Perito Moreno begleitete uns seine tiefblaue Farbe auf der Strecke.
Der Camping war nett, ein nagelneues Waschhaus, erst im Dezember fertigestellt und …GRATIS. Unglaublich! Und weil’s so nett und günstig war blieben wir auch dort eine zweite Nacht, gingen spazieren und machten ein Picknik am See mit unseren Nachbarn die zufällig schon wieder Barbara und Ernst waren.



nein, keine Kirschen - Calafate Beeren
Die Waschhäuser und Duschen erwähnen wir deshalb immer wieder weil sie einfach ein tägliches Thema für uns sind. Auch unter den Campern sorgt es laufend für Gesprächsstoff. In Argentinien ist es fast normal dass die Hälfte der Toiletten im Waschhaus nicht funktionieren (Spülung kaputt, keine Kloschüssel, laufen über, etc.). Die Duschen sind oft einfach nur zum Lachen. Kaum Wasserdruck, die Duschköpfe so kurz und knapp montiert dass du dich an der Wand anlehnen musst damit du überhaupt Wasser erwischt, Abläufe die höher sind als das Duschbecken...???? Und ein Klassiker - kein Haken um die Kleidung oder das Handtuch aufzuhängen. War mal einer da - ist er mit Sicherheit geklaut worden. Anders als sonst war dieses Waschhaus so neu dass dort einfach noch kein Haken montiert war. Was zu einer Bastelstunde mit Wettbewerb unter den Männern geführt hat wer wohl den besten mobilen multifunktionellen Haken aus Draht für die Dusche macht. Die Ergebnisse waren Sehenswert und funktionell! Seither ist immer einer mit dabei!
nagelneues Waschhaus! 


Ein besonderes Schmankerl gab es dort auch noch und ich kam gleich in den Genuss es zu testen. Die Türen sind so schlau montiert dass sie sich gegenseitig blockieren. Als ich in die Dusche ging war die WC Tür daneben noch ganz zu. Durch den Wind wurde sie leicht geöffnet, blockierte dadurch die Duschtür und ich konnte nicht mehr raus! Und die Duschen sind bis oben hin zu, anders als die WC Türen.... wenigstens war unten ein Spalt zum Durchgreifen und so konnte ich mich selbst befreien. Aber auch nur weil es mir vorher schon aufgefallen war dass das blöd gemacht ist. Weil in der Dusche drin siehst du nicht warum das nicht aufgeht! Bei den Männern gegenüber gibt es das Problem so übrigens nicht, obwohl die gleiche Aufteilung ist. Warum? Die haben dort das Pissoir, ohne Tür. Jetzt fragt euch mal wer das wohl so schlau geplant hat......?!
 
Picknik am See
 


Tags darauf fuhren wir nochmal rein nach Los Antiguos um bei der Touristeninformation das Wifi zu nutzen, denn wir wussten dass auch Lara und Christoph (San Julian, Fahrradträger reparieren…hält übrigens noch immer perfekt!!) in der Nähe sein mussten und wollten kurz nachfragen wo sie sind. Wifi war nicht mehr notwendig, sie parkten genau vor der Touristeninfo! Wir hatten schon länger vor ein gemeinsames Weihnachtsessen zu machen, dann wurde es verschoben zu einem Sylvesteressen…naja, Mitte Jänner hatten wir es dann endlich geschafft uns zu treffen….
…Barbara und Ernst waren auch gleich mit dabei und so schafften wir endlich unser sehr nettes gemeinsames Abendessen! Dass wir dann zu dritt nebeneinander im Ort gecampt haben war auch ganz klar.


Am nächsten Tag dann der Abschied, denn Lara und Christoph fuhren vorerst in die andere Richtung weiter, für uns ging es nach Chile. Dort geht dann auch unser Bericht weiter, hasta luego!