Freitag, 7. Februar 2020

50. Vulkan Chaiten

Chaiten - Parque Pumallin

Chile ist ein sehr bewegtes Land. Das trifft sowohl auf die Einwohner als auch auf die Natur zu.
Von den Unruhen der letzten Monate sieht man noch die Spuren an den Häusern. Oft sind Einkaufszentren oder Banken auf den ersten Blick gar nicht als solche erkennbar. Manchmal läuft man am Eingang vorbei weil man glaubt hier sei eine abgesperrte Baustelle. Gitter und Holzbalken sind an den Fenstern angebracht um vor Plünderungen zu schützen. Derzeit ist es aber zum Glück wieder ruhiger geworden.
Unruhig und ständig in Bewegung und Veränderung befindet sich auch Chiles Natur. Einen guten ersten Eindruck davon bekamen wir auf der Straße Richtung Chaiten zu sehen. Dort war ein Gletscherdamm gebrochen und mit riesigen Wassermassen und Geröll ins Tal gedonnert.Wo die Schneise durchging blieb nichts stehen.


Wir waren am Weg nach Chaiten, einer kleinen Stadt sehr nahe am gleichnamigen Vulkan. 2008 gab es dort einen gewaltigen Ausbruch, die Aschesäule war 20 km hoch und die Asche flog bis nach Buenos Aires. Chaitens Bewohner konnten gerade noch rechtzeitig evakuiert werden, es gab glücklicherweise keine Menschenopfer. Bei dem Ausbruch damals wurden ca. 90 % der Häuser der Stadt zerstört. Eigentlich wollte die Regierung den Ort nicht wieder aufbauen, doch viele Bewohner wollten zurück und bauten das „neue“ Chaiten 10 km weiter nördlich erneut auf.
Der Wetterbericht war günstig, Sonnenschein sagte die Vorhersage. Was macht man an einem sonnigen Tag? Eh klar, wir wandern auf den Vulkan!
Schon vom Parkplatz konnten wir die ersten Rauchfahnen am Gipfel erkennen, denn der Wetterfrosch hatte recht, es wurde ein strahlender Tag.

Der Weg hinauf zum Kraterrand war nicht unanstrengend, wir kamen ganz schön ins Schnaufen (na gut, hauptsächlich ich). Immer wieder gab es tolle Aussichtspunkte ins Tal mit Blick bis zum Meer. Bunte Farne und der riesige chilenische Rhabarber (Nalca) wuchern entlang des Weges.





Und plötzlich steht man dann oben und sieht in den „Ring“ rund um den Krater. Gesteinsbrocken, Asche und teils dampfendes Wasser, braun, blau und grün schimmernd. Oben der Kegel und rauchende Spalten, umgeben von kahlen Bäumen und der Schneise die der Vulkan beim Ausbruch hinterlassen hatte. Egal in welche Richtung wir schauten, 360 Grad, alles war schön und imposant.









Wir schnauften, der Vulkan auch. Zum Glück schlummert er derzeit wieder friedlich vor sich hin, aber immer unter genauer Beobachtung der Geologen. Mit einem erneuten Ausbruch muss man leider jederzeit wieder rechnen.

Auch jetzt wo ich das schreibe (auf der Picknickdecke - in der Sonne - in der Wiese - auf unserem Camping - auf einer Klippe - am Meer - in Ancud - auf Chiloe wo wir grad sind….) schaue ich über das Meer auf mindestens drei Vulkane. Zumindest kann ich drei mit freiem Auge erkennen. Das müssten dann der Osorno, der Calbuco und….noch einer sein. Das werden wir uns dann noch genauer anschauen wenn wir wieder am Festland drüben sind.

Aber nochmal zurück nach Chaiten, bzw. zum Parque Pumalin, dem größten privaten Park in Chile der zum Schutz der Wälder von Doug Tompkins ins Leben gerufen wurde. Er umfasst weitläufige gemäßigte Regenwälder, klare Flüsse, Küstenlandschaften und landwirtschaftliche Nutzflächen. Im Süden und im Norden des Parks gibt es zwei große Campingplätze. In beiden waren wir jeweils eine Nacht und konnten uns so die gewaltigen Bäume und Pflanzen genau anschauen. Und endlich zeigte sich das Wetter mal nicht von seiner Schokoladenseite! Regen, Nässe, Kälte! War uns aber egel, denn das erzeugte so richtige „Regenwaldstimmung“ und wir konnten unsere Regenponchos mal testen. Test bestanden, sind dicht.




Das ist der Riesenrhabarber oder Nalca. Eigentlich ein praktischer Regenschirm, hat aber böse Stacheln!!

der Darwin Frosch - haben ihn nicht gesehen...



Besonders zu erwähnen sind mal wieder die Waschhäuser. Natürlich darf man sich nicht beschweren, denn sowohl Parkeintritt als auch Camping sind wieder gratis gewesen, wow! Toiletten und Duschen waren auch sauber. Aber! Aber! ????? Das Wasser in der Dusche war so kalt! Nicht mal der Fluss oder Gletschersee waren so kalt. Die müssen sich dort einen Spaß machen und das Wasser noch extra runterkühlen oder so. Eisdusche! Wär mir nicht die Luft weggeblieben hätte ich geschrien. Wirklich!

Die liebe Tierwelt sorgt auch immer wieder für Unterhaltung. An die vielen Hunde gewöhnt man sich mit der Zeit ein wenig. Jeder Chilene hat einen Hund. Oder mehrere. Die Straßenhunde kommen auch noch dazu. Tägliches Bellen zu jeder Tages- und Nacht!!-Zeit selbstverständlich. Dieser Kerl wollte einfach nicht unter unserem Tisch raus. Sein Pech, irgendwo müssen meine Füße ja hin. Dafür durfte er natürlich ein bisserl was von unserem Essen haben…
Und das sind die richtig lästigen unangenehmen Gesellen die uns seit der Carretera begleiten. Man kann sie mit unseren Bremsen vergleichen. Nur um einiges größer. Und ziemlich schmerzhaft wenn sie beissen. Das tun sie, sogar durch dünnen Stoff oder Socken durch. Lustig war als wir bei der Wanderung zum Vulkan einen Chilenen mit Tennisschläger im Rucksack gesehen haben. Jetzt ratet mal wozu er den dabei hatte?! Die beste „Waffe“ gegen diese Viecher meinte er! Keine schlechte Idee.
Den letzten Abend in Chaiten verbrachten wir an einem wunderschönen Strand nahe an der Fährstelle. Denn am Samstag um 8.00 Uhr ging unsere Fähre auf die Insel Chiloe!


Es ist jetzt 21.14 Uhr, das Internet ist schnell, aber hier im Freien wird es jetzt zu kalt. Es ist fast Vollmond und eine klare Nacht. Der Mond steht gerade am Himmel, darunter sind das Meer...und ein Vulkan. Wie schön.

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